Moritz Hunzinger schwer unter Beschuss: Der frühere Promi- und Polit-Berater aus Frankfurt soll mit einem Unternehmen namens Cashcloud ganz bös’ Schiffbruch erlitten haben. In Unternehmerkreisen sei „von möglicher Insolvenzverschleppung“ die Rede, schreibt das Manager Magazin. Vollmundig betriebene Börsenpläne seien total gefloppt, der 57-Jährige stehe seit Monaten „offenbar mit dem Rücken zur Wand“, weshalb das Unternehmen jetzt kurzerhand verkauft („Notverkauf“) und umbenannt (in „InFin Innovative Finance AG“) worden sei.
Hat sich Hunzinger, bundesweit bekannt als umtriebiges Multi-Talent mit ausgeprägtem Hang zur überdrehten Selbstdarstellung, etwa etwas übernommen?
Das Unternehmen Cashcloud, dies zum Hintergrund, wurde 2012 gegründet. Sitz der Holding war die Schweiz, die operative Tochtergesellschaft wurde in Luxemburg angesiedelt. Nach eigenen Angaben arbeiten rund 60 Mitarbeiter europaweit daran, das Geldbezahlen zu revolutionieren: Cashcloud gibt, zusammen mit Mastercard, einen elektronischen Sticker heraus, der am Smartphone angebracht wird und Bezahlen ermöglicht, ohne dass man extra die Kreditkarte ziehen muss.
Das Unternehmen hat letztes Jahr Moritz Hunzinger engagiert, weil – wie er in unnachahmlicher Selbsteinschätzung zum Besten gibt – „ein Manager mit Kompetenzen in börsennotierten Gesellschaften, Kommunikation und Osteuropa“ gesucht wurde. Fünf Monate war er als Berater tätig (für 186.000 Schweizer Franken); Anfang dieses Jahres wurde er Vorstandsvorsitzender, wofür er angeblich 387.000 Schweizer Franken kassiert, umgerechnet rund 356.000 Euro, was er so kommentiert: „Ich fange doch nicht bei einer Firma an, die sich den Hunzi nicht leisten kann“.
Cashcloud, auch das muss man wissen, macht noch keinen Cent Gewinn. Die Firma existiert nur dank Investoren, die fest daran glauben, dass das mobile Zahlungssystem eines Tages ganz groß herauskommt.
Hunzinger sagt, er habe das Unternehmen, als er kam, recht träge vorgefunden, er habe es erst fit machen müssen, schlanker auch, den Gründer zum Beispiel, den habe er „abgeräumt“.
Zu dieser Zeit war das Unternehmen aber bereits arg ins Schlingern geraten: In sogenannten „Börsenbriefen“ waren Cashcloud-Aktien derart massiv beworben worden, dass die Finanzaufsicht Bafin hellhörig wurde – und eine Warnung herausgab: Cashcloud-Aktien solle man besser nicht kaufen. Es gebe Anhaltspunkte „für unrichtige oder irreführende Angaben“, auch seien „Interessenkonflikte pflichtwidrig verschwiegen“ worden. Wegen alldem habe die Bafin „eine Untersuchung wegen des Verdachts der Marktmanipulation eingeleitet.“ Nähere Angaben, wer verdächtigt wird, machte die Bafin nicht.
Die lobhudelnden Börsen-Infos waren von einer Firma namens Ultimo Media LP verschickt worden. Die sitzt offiziell in Riga (Lettland), betreibt aber auch ein Büro in der Hanauer Landstraße – im gleichen Gebäude, schreibt das Manager Magazin, in dem Max Hunzinger eine Eventagentur betreibt. Max ist der Zwillingsbruder von Moritz.
Nur ein Zufall? Oder gibt’s nicht doch Verbindungen? Hunzinger (Moritz) beteuert heute gegenüber dieser Zeitung, ihm sei der Absender der Börsenbriefe nicht bekannt, und auch sein Zwilling (Max) kenne die Firma trotz der räumlichen Nachbarschaft nicht.
Die Krise aber war längst da; eine derartige Warnung, wie sie die Finanzaufseher herausgegeben hatten, pulverisiert jedes Börsengeschäft. Hunzinger versuchte noch gegenzusteuern, versicherte, man habe keinerlei Einfluss genommen auf Kaufempfehlungen in dubiosen Börsenbriefen, die Firma sei „operativ in Topform“, „international mehrfach mit renommierten Preisen“ ausgezeichnet, man habe „ein starkes Produkt“, sei „technologisch Vorreiter“, setze „innovative Standards“…
Schöne Worte, am Ende nutzten sie nichts: Die großen Börsenpläne waren geplatzt. Woraufhin, so schreibt das Manager Magazin jetzt, die Pleite „unmittelbar vor der Tür gestanden“ habe.
Hunzinger widerspricht vehement. Alles Unsinn, sagte er dieser Zeitung, alles ganz anders: Natürlich hätte die Bafin-Warnung massiv geschadet, deshalb auch der Rückzug von der Börse. Für das operative Geschäft in Luxemburg habe er jedoch Interessenten gefunden, die „einen hoch achtstelligen Betrag“ in das Unternehmen investieren wollten (weshalb, sagt er auch, der Begriff Notverkauf „Blödsinn“ sei: „Not für so viel Geld? Schöne Not.“)
Die bisherige Schweizer Holding habe man umbenannt, für sie werde ein Geschäftsmodell gesucht.
Die Namen der neuen Eigentümer will Hunzinger partout nicht verraten, noch nicht, nur so viel: Die Investoren mit ihren Millionen würden auf keinen Fall auf ihn verzichten wollen. „Meinen Vorstandsvertrag haben sie gerade verlängert – um sechs Jahre.“
Erschienen in der FNP am 10.08.2016